Unser Mitglied und Naturschutzreferent für Aschau-Kronsort, Wolf-Rüdiger Stephan, stellt im Folgenden seinen Zustandsbericht über das FFH-Gebiet Aschau (östlich von Altenhof an der Eckernförder Bucht) für das vergangene Jahr 2022 vor:

 

Zustandsbericht über das FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat) Aschau-Kronsort für 2023

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Zustandsbericht über das FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat) Aschau-Kronsort für 2022

 

Eckernförder Bucht 2022: Zwischenbericht für die Strand- und Dünenbrüter

 

Nordseite der Bucht/Ludwigsburg-Strand: Zurzeit gibt es hier noch mindestens 3 ortsgebundene Paare des Sandregenpfeifers, allerdings sind anscheinend aber alle Erstgelege verloren gegangen. Erstmalig in diesem Jahr ist Ende April auch der sonst übliche Austernfischer-Brutplatzauf auf dem alten Sanitärgebäude des dortigen Campingplatzes bisher nicht besetzt. Von mir vermuteter Grund: Eine Rabenkrähen-Horde von ca. 9 Exemplaren, die in diesem Raum um den 27.4.22 vorübergehend auftauchte. Es ist aber zurzeit hier auch mit gezielten Eingriffen insbesondere von enttäuschten Hundebesitzern und Strandanglern wegen der Sperrung des militärischen Bereiches zu rechnen. Das kürzlich vom Kreis dort am Waldpfad aufgestellte FFH-Schild bietet der Sperrung als Naturschutzmaßnahme aber immerhin optisch Rechtssicherheit.

 

Die ersten Zwergseeschwalben beobachtete ich am Ludwigsburger-Strand am 23.4.22.  Am 30.4. lagen hier um 15 Uhr an der Wasserkante (dicht hinter der von der Bundeswehr aufgebauten Absperrung) sogar schon 6 Exemplare. Leider wurden diese Zwergseeschwalben hier von einem verbitterten Strandangler vertrieben, der hier regelmäßig direkt an der Absperrung seine weit reichenden Angeln auswirft.

 

Südseite der Bucht/Aschau-Kronsort: Von den 3 ortstreuen Sandregenpfeifer-Paaren um Ostern 2022 ist hier zurzeit nur noch 1 Paar im Raum (nach Verlust des Erstgeleges!),  dazu noch 1 Einzelexemplar. Gründe: Hoher Druck durch Beutegreifer, frei laufende Hunde (u.a. vom sog. Behinderten-Campingplatz sowie einer demonstrativen Einzeltäterin aus Lindhöft mit 2 Hunden), gelegentlich Menschenansammlungen. Leider ist am Nordende des Aschauer Strandes (d.h. von der Südgrenze des Campingplatzes Lindhöft aus zu betrachten) immer noch kein Schild „FFH-Gebiet“ aufgestellt worden!

 

Südseite der Bucht/Küste vor dem Kliff des Versuchsgutes Lindhof der Universität Kiel: Auch dieser Küstenabschnitt ist je nach winterlicher Strandverschiebung ein wichtiger Brutplatz für Sandregenpfeifer. Von 2 ortsgebundenen Paaren um Ostern brütet zurzeit aber nur noch 1 Paar. Für Irritationen sorgt das nordöstlich vom öffentlichen Parkplatz am Campingplatz Lindhöft am Strand aufgestellte Schild „Ab hier Hundestrand und Wassersportgebiet“, ohne dass ein Ende dieser Zone angegeben ist. Äußerst dringend ist aber Hundeleinenzwang am Strand ab Höhe des Gutshauses Lindhof bis vor den südlichen Bereich des Noerer Waldes. Die Hundebesitzer kommen kommen hier sogar aus dem Kieler Raum. Der Druck durch den am Wassersaum verlaufenden Fernwanderweg ist darüber hinaus nicht gering.

 

Südseite der Bucht/Strand vor dem NSG „Bewaldete Düne bei Noer: Von 3 ortsfesten Paaren um Ostern 2022 ist an diesem wichtigen Strandabschnitt zurzeit nur noch 1 Paar vorhanden (nach Verlust des Erstgeleges)!  Ein abgewandertes 2. Paar versucht sich vor dem benachbarten, in diesem Jahr noch nicht eröffneten Jugend-Campinglatz Noer festzusetzen. Der gesamte Strand vor dem NSG  steht unter Dauerdruck u.a. durch besonders zahlreiche Rabenkrähen, frei laufende Hunde und Strandbesucher. Zumindest aber der sehr breite Strandabschnitt an der dortigen Landspitze (mit davor periodisch auftauchender Insel) muss von den zuständigen Behörden stärker geschützt werden, etwa nach dem Vorbild der Maßnahmen im militärischen Gelände von Surendorf durch Frau Hahlbeck.

 

Südseite der Bucht/militärisches Strandgelände von Surendorf: Hier schützt Frau Hahlbeck zurzeit 2 Sandregenpfeifergelege bisher erfolgreich mit Hilfe von weitläufigen, niedrigen Absperrungen und Hinweistafeln, dazu Schutzkörben über den Gelegen.

 

Von den nur noch 7 bis 8 Austernfischerpaaren an der Eckernförder Bucht habe ich in diesem Jahr bisher keinen belegten Brutplatz ausgemacht. Allerdings beginnt die Brutzeit des Austernfischers bei uns meist auch erst im Laufe des Mais. Erfolgreiche Austernfischerbruten wurden von mir seit ca. 2000  fast nur noch auf Dächern festgestellt. Der Bestand dieser Vogelart ist außerdem stark überaltert: Austernfischer können über 30 Jahre alt werden.

 

Auf weitere Dünenbrüter wie  den Mittelsäger kann an dieser Stelle nicht eingegangen werden, da bei den Mittelsägern die Brutzeit deutlich später liegt (in der Regel im Juni).  

 

Verfasser: Wolf-Rüdiger Stephan/NABU-Eckernförde (1. Mai 2022)

 


Abschließende Beobachtungen/Vorschläge         für 2022

Eckernförder Bucht: Abschlussbericht über Flora und Fauna für 2022:

 

Pflanzenwelt 2022:

Die warmen Temperaturen im März sorgten bei den Frühblühern schon um Ostern (17./18.4.22) für eine starke Blüte: so bei der Stängellosen Schlüsselblume (Primula vulgaris) am Buchenkliff von Südaschau und wenig später bei den weit über 100 Ex. der Wiesenschlüsselblume (Primula veris) mit Schwerpunkt unter dem Schlehengebüsch am Lagunenweg. Die in Schleswig-Holstein extrem seltene Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) zeigte an wenigen geschützten Stellen in Südaschau bereits um den 10.4.22 erste Blüten, allerdings auf sehr niedrigen Stängel. Grund dafür: Erneuter Kälteeinbruch Anfang April. Die Mehrzahl dieser Pflanzen war allerdings erst in der zweiten Hälfte April zu sehen mit starker Blüte Anfang Mai und trotz wiederholter Trockenheit mit kräftigen Samenständern Ende Mai.

 

Der Bestand des Meerkohls (Crambe maritimum) expandierte weiterhin und bildete trotz sommerlicher Trockenheit kräftige Samen aus (Zur Wiederansiedlung des Meerkohls siehe meinen Bericht im Jahrbuch der Heimatgemeinschaft Eckernförde …2005, S. 333-338). Bei der in Schleswig-Holstein inzwischen stark gefährdeten Stranddistel/dem Strandmannstreu (Eryngium maritimum) fiel in diesem Jahr wie bereits 2021 die unterschiedliche Entwicklung in Nord- und Südaschau auf, bedingt durch den deutlichen Strandzuwachs in Nordaschau, während in Südaschau seit Jahren ein Küstenrückgang stattfindet aufgrund der regelmäßig immer wieder ausgebaggerten Fahrrinne in die Lagune. Nordaschau am 5.8.22:  73 blühende Ex. der Stranddistel, 36 Nichtblüher, 51 ein- bis vierjährige Jungpflanzen. Südaschau 42 blühende Ex., 7 Nichtblüher, 0 ein- bis vierjährige Ex. (Zu den Stützungsmaßnahmen bei der Stranddistel siehe Jahrbuch der Heimatgemeinschaft Eckernförde … 2006, S. 205- 2010).   Die Blüte der Gemeinen Goldrute (Solidago virgaurea) Ende August/Anfang September fiel aufgrund der Trockenheit etwas mager aus.

 

Im Gegensatz zur positiven Entwicklung bei den meisten Pflanzenarten Aschaus verlief diese beim Breitblättrigen Knabenkraut wie bereits in den letzten Jahren negativ: Nur noch 3 kleine Ex. am 29.5., 9 Ex. am 7.6.22. Möglicherweise kommt es hier aufgrund der Trockenheit oder bei winterlichem Hochwasser in der Bucht zum Eindringen von salzigem Qualmwasser.  Negativ zu bewerten ist auch die auffällige Ausbreitung des Roten Hartriegels (Cornus sanguinea) sowohl auf fiskalischem wie privatem Dünengelände. Diese durch Vögel verbreitete Pflanze wirkt langfristig mit Hilfe von unterirdischen Ausläufern wie der Bodenabdecker Kartoffelrose (Rosa rugosa).

 

Vogelwelt 2022:

Der sehr hohe Prädatorenbestand lässt bei den meisten Strand-, Dünen- und Wiesenbrütern in Aschau weiterhin keine Bruterfolge zu. Allein 3 Brutpaare der Rabenkrähen wie in diesem Jahr (mit gebietsmäßig anschließender Kolkrabenbrut) sind schon zu viel! Ganz abgesehen von den Marderartigen u.a. in der dortigen Rotkreuz-Ruine und der sprunghaft zunehmenden Zahl an Marderhunden, dem Fuchs-Eldorado in den dortigen Strohballenmieten der Firma M. . Die Füchse nutzen hier die Hohlräume zwischen den einzelnen Strohballen seit Jahren ungestört als künstliche, sehr sichere Bauten. Selbst der wehrhafte Höckerschwan brütet im militärischen Bereich beim Messhaus meist erfolglos, denn der unterspülte Gitterzaun der Bundeswehr lässt dort jeden Bodengreifer durch. Dazu kommen in der Brutzeit viele unangeleinte Hunde (leider auch immer noch von einigen Gästen des kleinen sogenannten Behinderten-Campingplatzes Aschau).

 

Zu einigen typischen Brutvogelarten:

Zwergseeschwalbe: Kein Brutansatz 2022 mehr in Aschau! Dagegen kam es auf der Nordseite unserer Bucht in Ludwigsburg-Strand wieder zu Zwergseeschwalbenbruten. Die Bundeswehr hatte dort bereits im März ihr Gebiet mit Hinweistafeln auf die gefährdeten Strandbrüter gesperrt. Am 23.4. zählte ich dort 3 Ex. der Zwergseeschwalben, am 3.5. sogar 9 Ex., von denen offenbar aber nicht alle zur Brut schritten. Ende Juni fuhren dann allerdings Allrad-Fahrzeuge durch das Brutgebiet, so dass ich Anzeige erstatten musste. Nachgelege gingen verloren. Ob hier 2022  irgendein Strandvogel flügge geworden ist, ist für mich unklar, da das Ufer des militärischen Geländes von außen nur zu einem kleinen Teil einsehbar ist. Immerhin stellte die Naturschutzbehörde hier am Strand noch im Sommer ein FFH-Schild auf (Flora-Fauna-Habitat!).

 

Sandregenpfeifer: In Nordaschau gab es außerhalb des militärischen Bereiches 2022 drei Brutansätze der Sandregenpfeifer, die aber alle verloren gingen. Die Sandregenpfeifer verlagerten daraufhin ihre Reviere vor den weniger von Menschen und Hunden frequentierten Strand vor dem Kliff des Versuchsgutes  Lindhof. Hier zählte ich im Juni 5 Paare, zeitweise sogar 6. Die hohe Zahl lockte aber einen Sperber an,  der Jagd auf die Regenpfeifer machte. Möglicherweise wurde hier nur 1 Jungvogel flügge. Erfolgreicher war dagegen Frau Hahlbeck aus Surendorf (unterstützt von Frau Ortmeier), die in mühsamer Arbeit am Strand von Surendorf und am Strand vor dem NSG „Bewaldete Düne Noer“ mit Genehmigung der UNB um die Gelege weiträumig 30-40 cm hohe Zäune (=Stecken mit einem Sperrband) aufgestellt hatte samt Hinweistafeln auf die Bruten. 6 Brutpaare brachten hier so bedingt geschützt 8 Jungvögel durch!  Im militärischen Bereich von Surendorf raubte allerdings ein Turmfalke, der in einer künstlichen Bruthöhle nahebei am militärischen Hauptgebäude brütete, alle jungen Sandregenpfeifer.

 

Austernfischer: 2 Brutpaare in Aschau, aber beide erfolglos! Ein Paar wanderte daraufhin ab. Das andere Paar verlor auch sein Nachgelege. An der ganzen Eckernförder Bucht ist mir in diesem Jahr keine erfolgreiche Austernfischerbrut bekannt geworden. Erstmals ging auch die sonst immer zuverlässige Dachbrut auf einem Sanitärgebäude des großen Campingplatzes Ludwigsburg-Strand verloren, vermutlich durch eine Horde nicht brütender Rabenkrähen, die sich hier Ende April kurzfristig aufhielt. Da unsere Austernfischerpopulation stark überaltert ist, werden wir auch diese markante Vogelart an unserer Bucht in wenigen Jahren wahrscheinlich nur noch als Durchzügler erleben.

 

Kiebitz: Kein Brutansatz mehr 2022!  Die Blänke auf der Wasserbüffelwiese von Nordaschau war schon Ende Mai völlig leer, ebenso die Quergräben. Ohne besseres Wassermanagement auf den Niederungswiesen haben Limikolen hier schon aufgrund der zunehmenden Trockenheit grundsätzlich keine Chance mehr.

 

Gänsesäger: Anfang Mai hielten sich 3 Weibchen mit frisch geschlüpften Jungvögeln im Aschauer Raum auf. Diese Jungvogelgruppen wurden u.a. vom „Aschauer“ Seeadler zersprengt und geraubt. Eines dieser Weibchen brachte immerhin 1 Jungvogel durch.  Die Population der Gänsesäger an unserer Bucht ist allerdings nicht gefährdet: Im Hegerevier Grönwohld unterhält die Landesjägerschaft zahlreiche Entenkästen; etliche Gänsesäger-Weibchen wichen von hier mit den Jungvögeln nach NO (u.a. nach Surendorf) aus. Allerdings habe ich in diesem Jahr die gewohnte  Jagd- und Mausergruppe der Gänsesäger im Gegensatz zu früheren Jahren nur einmal vor Aschau erlebt (1.8.22), immerhin mit mehr als 40 Ex. .

 

Mittelsäger: Diese nordische Tauchentenart brütet bei uns erst spät im Jahr (im Juni, Schlupftermin meist Anfang Juli, d.h. in der Badesaison), in Aschau in der Regel auf der Nordzunge der Lagune unter Strandhaferbüscheln oder Büschen. Die Zahl der Brutpaare ist hier seit Jahren rückläufig: 2022 nur noch 3-4 Brutansätze in Aschau und einige weitere an anderen Stellen der Bucht. Trotzdem habe ich an der ganzen Eckernförder Bucht 2022 keine einzige Jungvogelgruppe mehr gesehen.        Am 21.7.22 zählte ich in der Phase der üblichen Jungvogelaufzuchtzeit auf dem Ruhe-und Mauserplatz in der Südlagune von Aschau 9 ad. Mittelsäger (als Höchstzahl !) unter 64 Schellenten.

 

Brandgans: 3 Brutansätze, 2 davon in Kaninchenhöhlen, aber alle erfolglos.

 

Graugans: Die ersten Gösselgruppen mit ihren Eltern tauchten bereits um Ostern auf (17./18.4.). Insgesamt wurden fast 20 Jungvögel im Aschauer Raum flügge. Die Junge führenden Altvögel haben gelernt, sich als Gesamtheit und ihre Gössel durch pulkartigen Zusammenschluss zu schützen, und sie ziehen sich inzwischen auch zum Schutz u.a. vor dem Adler in die Nähe des Menschen zurück.         Die Ansammlungen ad. und flügge gewordener Gänse stiegen im Aschauer Raum ab Ende August wie in den letzten Jahren schnell an: 13.9.22 deutlich mehr als 500 Ex.; 15.9. knapp 1000 Ex.; 18.10. ca. 2000 Ex., darunter jetzt etliche Blässgänse, ausnahmsweise an diesem Tag nur wenige Kanadagänse und keine Nonnengänse.

 

Fazit:

 Müssen wir an der Eckernförder Bucht trotz jahrelanger Schutzversuche viele ehemals typische Strand-, Dünen- und Wiesenbrüter abschreiben?  Vergleicht man bezüglich der Vogelwelt die Situation von 1976, als der DBV- Eckernförde (heute NABU) mit seiner Schutzarbeit an den Küsten unserer Bucht begann, mit der heutigen Situation, so gab es damals hier keine Gänse als Brutvögel und überhaupt keine Kormorane (Siehe auch meine Berichte zur Aschauer Vogelwelt im Jahrbuch der Heimatgemeinschaft Eckernförde … von 2010, S. 353- 362  sowie in der Chronik von Altenhof 2012, S. 281- 284).   Und die heutige Situation? Gänse, Gänse, Gänse/Kormorane, Kormorane, Kormorane! Dazu u.a. viele sehr hungrige Silbermöwen usw. . Zu Beginn der diesjährigen Zugzeit zählte ich am Morgen des 28.9.22 in Aschau einen Schwarm von fast 3000 Kormoranen, der  - aus der inneren Eckernförder Bucht kommend -  Richtung offener See flog.  Während einige wenige Arten also sehr stark zugenommen haben (zum Teil nach Wiedereinbürgerung), bricht bei uns an der Bucht die Population der bisher typischen Brutvogelwelt zusammen, ein starker Verlust an Artenvielfalt (Biodiversität). Die großen Beutegreifer an der Spitze der Vogelwelt (Seeadler: heute mehr als 130 Paare in S-H, wobei das Aschauer Paar 2022 nur einen JV großzog, was bei  diesem Paar bereits Nahrungsknappheit vermuten lässt. UHU: Bis 2004 wurden nachgezüchtete Ex. in S-H ausgewildert; heute in S-H , dem waldärmsten Bundesland, ca. 600 Paare, regional allerdings sehr ungleich verteilt) haben sich anscheinend bisher nicht im Sinne der Artenvielfalt regulierend ausgewirkt. Umgekehrt: Als die ersten Uhus sich am Rande von Eckernförde ansiedelten, verwaisten hier umgehend u.a. die beiden Brutplätze der Großen Rohrdommel.    Zur Diskussion: Nachhaltige Schutzmaßnahmen im Sinne der Artenvielfalt setzen in unserer Kulturlandschaft meiner Meinung nach bessere Absprachen als bisher u.a. aller an Naturschutzmaßnahmen Beteiligten voraus und zum Schutz der schwächeren Glieder in der Natur auch den gezielt regulierenden Eingriff durch eine sinnvolle und zuverlässige Jagdausübung durch den Menschen.

 

Arbeitsmaßnahmen 2022:

1.      Im Juli Ausriss sehr zahlreicher Ex. des giftigen Jakobs-Kreuzkrautes, um eine Ausbreitung in die angrenzenden Wiesen zu verhindern.

 

2.      Ab August bis in den Winter Ausstechen vieler Pulks der Rosa rugosa auf fiskalischem Dünengelände. Diese invasive Rosenart unterdrückt als Bodenabdecker überraschend schnell die einheimische Flora.

 

3.      Ersetzen maroder Pfähle am Schilfsaum von Südaschau und an der seeseitigen Grenzmarkierung der Altdüne von Nordaschau.

 

4.      Nach Schafbeweidung im November  2021  Nachmahd einiger Flächen im Winter 2022 in Südaschau. Außerdem Offenhalten des Radpfades ebenda (u.a. 30.6.22).

 

5.      Unterstützung von Frau Hahlbeck bei Schutzmaßnahmen für den Sandregenpfeifer u.a. am Strand vor dem NSG „Bewaldete Düne Noer“.

 

Vorschläge und Forderungen für 2023:

1.      Da Sandregenpfeifer bei Unterstützung offenbar auch an etwas stärker frequentierten Stränden erfolgreich brüten können, sollte 2023 am regelmäßig im Frühjahr belegten Brutplatz auf der Höhe der nördlichen Landbake von Nordaschau (nach dem Vorbild von Surendorf und der Bewaldeten Düne) eine sog. Brutinsel/Sperrzone angelegt werden: 30-40 cm hohe Pflöcke samt Querband um eine ca. 30 m breite,  ca.10m tiefe Strandfläche; dazu 2 niedrige Hinweisschilder mit Bild des Vogels. Eine Schutzmaßnahme vor ständiger Störung ist nach § 44,2 BNatSchG sogar zwingend, da sonst der Erhaltungszustand der lokalen Population dieser streng geschützten Art sich verschlechtert (siehe auch Empfehlung im Brutvogelatlas 2020 des Bundesamtes für Naturschutz).

 

2.      Die Rotkreuz-Ruine in Nordaschau sollte möglichst schnell abgerissen werden.

 

3.      Ein besseres Wassermanagement auf den nordöstlichen Niederungswiesen sollte angeplant werden (siehe dazu meinen Aschau-Bericht von 2021).

 

4.      Bestehende künstliche Nisthilfen für Greifvögel in einer Entfernung von bis zu 3 km (mindestens!) zu sensiblen Brutbereichen von BESONDERS GEFÄHRDETEN Strandbrütern sollten abgebaut werden. Dies betrifft zurzeit den Eulenkasten von Hohenkamp/Lindhöft, der von einem Turmfalken belegt ist (angebracht von der Gruppe „Eulenschutz“) und den Turmfalkenbrutkasten an dem militärischen Hauptgebäude in Surendorf. Letzterer Fall ist besonders dringend.

 

Verfasser: Wolf-Rüdiger Stephan (rue-stephan@vodafone.de), Eckernförde, 10.11.2022